Dienstag, 21. Juni 2011
Die Bücher von Bettina Stackelberg habe ich Ihnen gestern vorgestellt und nun möchte ich etwas näher auf die Trainerin und Coach hinter den Büchern eingehen.
Daher habe ich Frau Stackelberg zum Interview gebeten.
Und so ist ein interessanter Einblick entstanden über das Bücherschreiben, welche Ängste die Menschen im Job umtreibt, wie sie als Coach Menschen unterstützt und warum die Selbständigkeit nicht für alle die allein seligmachende Lösung darstellt.
Stellen Sie sich und Ihre Dienstleistungen kurz vor
Bettina Stackelberg, die Frau fürs Selbstbewusstsein® – ich unterstütze Menschen mit viel Leidenschaft, Empathie, Neugier und know-how dabei, selbstbewusster zu werden.
Selbstbewusste Menschen sind ruhiger und gelassener, weil sie sich und der Welt nicht mehr so furchtbar viel beweisen müssen. Selbstbewusste Menschen sind erfolgreicher und zufriedener. Sie arbeiten als eigenverantwortliche, engagierte Mitarbeiter im Team, sind ganz und gar bei der Sache und achten auf eine gute work-life-balance.
Ich unterstütze Einzelpersonen und Teams dabei als Zertifizierter Business Coach.
Auch im Coaching für Führungskräftenachwuchs bin ich sehr aktiv.
Seit 1991 bin ich zudem „klassische“Trainerin mit derzeitigem Schwerpunkt auf Servicethemen (MAN, früher BMW),Kundenorientierung, work-life-balance sowie Kommunikationsthemen.
Außerdem bin ich unterwegs als Speaker, halte Vorträge rund ums Thema Selbstbewusstsein und bin Autorin zweier Ratgeber: Selbstbewusstsein. Das Trainingsbuch. und: Angstfrei arbeiten. Selbstbewusst und souverän im Job. Beide erschienen im C.H.Beck Verlag.
Eines Ihrer Bücher heißt „Angstfrei arbeiten“. Was sind heutzutage die größten Ängste im Job?
Die Bandbreite ist groß. Letztes Jahr, als uns alle die Wirtschaftskrise massiv beschäftigt hat, gab es natürlich auch häufiger richtig große Existenzängste – verliere ich meinen Job oder hab ich Glück? Was passiert, wenn ich gekündigt werde – wie geht’s dann weiter? Dort spielt die Ohnmacht eine gewichtige Rolle, das Gefühl, nichts tun zu können, ausgeliefert zu sein.
 Ansonsten sind es meist Versagensängste: Schaff ich das Projekt? Bin ich noch gut und schnell genug – die Jungen beginnen, mich zu überholen? Reicht meine Leistung? Bin ich beliebt genug? Hier sehe ich häufig das grundlegende Thema „Harmoniebedürfnis“ im Hintergrund: Alle sollen mich möglichst lieb haben, ich will nicht auffallen oder gar anecken. Die Angst davor also, Profil, Kontur mit Ecken und Kanten zu zeigen.
Außerdem kommen immer wieder Ängste vor, wenn die Menschen in Sinnkrisen stecken: Ist der Beruf noch das richtige für mich? Ich bin nicht mehr motiviert – was nun? Traue ich mich, zu kündigen und was kommt dann? Schaffe ich den Absprung ins Ungewisse? Ein großer Schwerpunkt ist hier häufig die Frage: Was will ich eigentlich? Also nicht: Was erwarten die anderen von mir? Sondern: Was ist mein ganz eigener, persönlicher Traum?
Wie unterstützen Sie da als Coach?
Den wichtigen ersten Schritt haben diese Menschen bereits ganz alleine geschafft – sie sind zu mir gekommen und reden über ihre Ängste. Das allein bringt für den Anfang schon immens viel, ohne, dass ich schon mit Lösungsideen komme: Diese Klienten fühlen sich erleichtert, weil sie aktiv werden, genau hinsehen und etwas an ihrer Situation ändern wollen. Sie kommen raus aus der Opferrolle, eine gesunde Selbstfürsorge setzt ein, sie wollen, dass es ihnen wieder gut geht.
Anfangs besteht also meine Aufgabe darin, viel zuzuhören, den Klienten und ihren Ängsten Raum zu geben und den Mut, zu mir zu kommen, gebührend wertzuschätzen.
Der nächste Schritt kann folgender sein: Ich suche mit dem Klienten zusammen Situationen aus der jüngsten Vergangenheit, wo es ihm bereits ein klein wenig besser gelungen ist, mit seinen Ängsten umzugehen. Es gilt, kleine Unterschiede festzustellen und daraus Ressourcen zu kreieren: Was habe ich (Klient) bereits geschafft – wie habe ich das gemacht und wie kann daraus eine sichere Ressource für die Zukunft entstehen?
Oder ich lade den Klienten dazu ein, sich Gedanken darüber zu machen, wen er ins Vertrauen ziehen möchte, mit wem er sich einen Austausch vorstellen kann. Unterstützung im Alltag ist gefragt – und das muss nicht immer der Coach sein. Das kann ein enger Kollege sein, ein Freund oder der Partner.
Ich gebe als Coach selten Tipps, sondern unterstütze den Klienten, selbst auf Lösungsideen zu kommen. Ich lade ihn ein zu ersten klitzekleinen Schritten – ich halte nämlich nichts von den Heilsversprechen vieler Kollegen à la „werde ein neuer Mensch in 7 Tagen!“. Nachhaltige Weiterentwicklung braucht Zeit, um krisensicher Bestand zu haben.
Eine hilfreiche Unterstützung sind oft auch meine Hausaufgaben wie z.B. „Schreiben Sie mindestens 10 Stärken von sich auf!“ oder „Entwickle und beschreibe ein konkretes Szenario, wie dein Leben nach der Angst aussieht – was hat sich verändert, woran merkst du das, wie fühlt sich das an, wie wirkt sich das aus etc.?!“
Ich höre immer von vielen Trainern, die den Angestellten zur Selbständigkeit raten, wenn Schwierigkeiten im Job auftauchen. Wie sehen Sie das: Ist das immer das richtige Rezept, wenn Leute im Job Konflikte haben?
Eindeutig: Nein!! Ich habe selbst jahrelang Gründer begleitet und festgestellt: Sehr viel erfolgsversprechender für die Selbständigkeit ist eine „hin..zu…“Haltung, statt einer „von…weg…“ Haltung. Sich selbständig zu machen, weil ich den Chef nicht mag, weil ich stressige Kollegen habe oder auch, weil ich arbeitslos bin ist m.E. sehr gefährlich. Kraftvoller, aussichtsreicher und effektiver ist der Wunsch, etwas bestimmtes erreichen zu wollen, „hin zu“ etwas gelangen zu wollen…..Sogeffekt ausnützen also statt vor Schwierigkeiten weglaufen.
Konflikten kann ich nie ganz aus dem Weg gehen. Wenn ich mich selbständig mache, weil ich keine nervigen Kollegen mehr haben will, dann hab ich ganz schnell z.B. nervige Kunden. Ich komme vom Regen in die Traufe…und dann? Viel sinnvoller ist es da, sich auseinanderzusetzen, Konfliktbewältigung zu lernen und zu üben, gewappneter zu sein.
Ich sollte mir schon möglichst umfassend und genau darüber im Klaren sein, was Selbständigkeit alles bedeutet und mit sich bringt. Es fordert viel von mir – kann aber auch viel Spaß und Erfolg bringen. Auf jeden Fall muss ich viel investieren, nicht nur an Geld: Herzblut, Biss, Zeit, Nerven. Das halte ich nie durch, wenn mein einziger Beweggrund für die Selbständigkeit ist, dass ich den Konflikten im alten Job aus dem Weg gehen will.
Planen Sie ein neues Buch?
Ja, ich schreibe ein 3.Buch – diesmal mit einem ganz anderen Schwerpunkt (wenn auch mein Kernthema „Selbstbewusstsein“ sich auch hier wieder als roter Faden hindurchziehen wird): Es geht um einen selbstbewussten, erfolgreichen Karrierestart für Hochschulabsolventen. Letztes Jahr habe ich damit begonnen, auf den großen Absolventenkongressen in Deutschland Vorträge zu halten und habe in diesem Zusammenhang mit sehr vielen Absolventen reden können. Mir ist aufgefallen, wieviel Ängste, Zweifel und Unsicherheiten hier existieren, über die kaum jemand redet. Jeder meint, er müsse doch jetzt voller Elan und Selbstbewusstsein raus ins Berufsleben gehen. Dabei gibt’s soviele Ängste: Werde ich einen Job finden, der wirklich zu mir passt? Darf ich als beginner überhaupt Ansprüche stellen? Wie verbinde ich meine Wertvorstellungen und Träume mit realistischen Jobvorstellungen? Was bringe ich schon mit außer viel Theorie und Fachwissen?
Hier möchte ich also unterstützen, konkrete Tipps geben und viel Mut machen. Und ich sammle interessante Fragen, Meinungen und Erfahrungsberichte rund um dieses Thema. Wenn also dies liest und etwas dazu sagen möchte – sehr gerne per mail an mich kontakt@bettinastackelberg.de Danke im Voraus dafür!
Ich danke Ihnen sehr für dieses ausführliche Interview, Frau Stackelberg.