Inwieweit lassen sich onlinebasierte Technologien in Trainingseinheiten integrieren? Welche Möglichkeiten bietet dazu das Web 2.0?

Darum geht es in der Trainerstudie 2012, die gestern gestartet ist und an der Sie sich gerne beteiligen können.

Die Studie richtet sich an Trainer, Personalentwickler, Coaches, Dozenten, Tutoren; also alle Aus- und Weiterbilder im deutschen Sprachraum.

Worum es genau in dieser Studie geht, darüber habe ich mit dem Initiator, Herrn Stefan Holhut, ein ausführliches Interview geführt.

Lieber Herr Holhut, wie kam es zur Idee für diese Studie?

Als angehender Wirtschaftspsychologe kommt natürlich auch den Bereichen Forschung und Statistik eine wichtige Bedeutung zu. Jetzt gehört Statistik nicht unbedingt zu meinen Lieblingsfächern. Deshalb habe ich für meine Studienarbeit nach einem Thema gesucht, das mich persönlich interessiert. Nachdem ich die Suche nach einer berufsbegleitenden Onlineweiterbildung erfolglos abbrechen musste, wollte ich genauer hinschauen.

Was meinen Sie mit genauer hinschauen?

Während die Nachfrage nach Onlineweiterbildungsangeboten bereits mehrfach in Studien ermittelt wurde, fand ich bisher keine verlässlichen Informationen zur Bewertung der Situation aus Sicht der Anbieter.  Gespräche mit selbstständigen Trainern aus meinem Bekanntenkreis bestätigten diesen Eindruck und machte die heterogene Einstellung zu internetbasiertem Training deutlich. Das motivierte mich, eine wissenschaftlich fundierte Standortbestimmung für den deutschsprachigen Raum durchzuführen.

Wie ging es nach dieser Entscheidung weiter?

Zunächst analysierte ich die verfügbaren Studien, die Trainer zu unterschiedlichen Themen befragten. Dieser Schritt ermöglichte es, herauszufinden, an welchen Stellen noch blinde Flecken vorhanden sind und das Thema Web 2.0 und E-Training war ein solcher Fleck. Ich entwickelte also Forschungshypothesen und einen Fragebogen. Hier war es gar nicht so einfach, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, die Beantwortung sollte schließlich nicht länger als 10 Minuten dauern.

Haben Sie selbst Erfahrung mit internetbasierender Weiterbildung?

Ich habe in der Vergangenheit sehr positive Erfahrungen mit internetgestützten Weiterbildungen gemacht. Für mich war ein Fernstudium die einzige Möglichkeit, zu studieren ohne meinen Job aufzugeben. In meinem Erststudium der Betriebswirtschaft beschränkte sich die Nutzung des Internets jedoch auf den gemeinsamen Austausch von Informationen in einem Forum.  Mein aktueller Studiengang der Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule für angewandtes Management in Erding ist „semivirtuell“. D. h. es werden hier Präsenzphasen mit Onlinevorlesungen und der Nutzung einer Lernplattform kombiniert.

Was können Trainer aus dieser Studie lernen?

Alle Teilnehmer erhalten die wichtigsten Ergebnisse der Studie auf Wunsch zugeschickt. Sie können so für sich selbst abschätzen, wie sie im Vergleich zu ihren Kollegen und Marktbegleitern auf die Anforderungen des Lehrens im Web 2.0 vorbereitet sind. Letztlich heißt lernen auch handeln, von daher würde es mich sehr freuen, wenn die Studienergebnisse dazu motivieren, den sinnvollen Einsatz des Internets im Trainingskontext weiter zu fördern.

Sie möchten diese Studie in einem Jahr wiederholen. Was erhoffen Sie sich bis dahin?

Richtig, bei entsprechender Resonanz und Teilnehmerzahl würde ich die Studie im nächsten Jahr in gleicher oder ähnlicher Form nochmals wiederholen. Ein Jahr ist im Internetzeitalter eine vergleichbar lange Zeit. Wie schon gesagt, es würde mich freuen, wenn die Studie einige Trainer dazu bringt, ihr Know-how in der Nutzung der Web 2.0 Technologien weiter auszubauen und die Technik auch aktiv einzusetzen. Es ist für mich spannend zu sehen, welche Änderungen sich im Laufe eines Jahres hier ergeben und was sich in dieser kurzen Zeit alles entwickeln kann.

Last but not least, wie geht es nach der Studie weiter?

Der Befragungszeitraum ist momentan bis Ende November geplant. Ich hoffe, bis dahin genug Trainer, Coachs bzw. Dozenten zur Teilnahme zu motivieren. Hier leisten alle Partner, die sich bereit erklärt haben, die Studie mit zu verbreiten, einen wichtigen Beitrag, für den ich mich ganz herzlich bedanken möchte. Anschließend geht es an die Auswertung und an die Erstellung der Studienarbeit. Ganz im Sinne des Web2.0 habe ich geplant, die Ergebnisse im Rahmen eines Webinars der Öffentlichkeit vorzustellen. So ist es auch möglich, eigene Fragen zu den Ergebnissen zu stellen. Anschließend geht der Ergebnisbericht an die interessierten Teilnehmer und ich hoffe, dass sich auch der ein oder andere Zeitungsverlag für die Ergebnisse interessiert. Zu diesem Zeitpunkt sollten wir uns wieder unterhalten.

Und dann?

Schwierige Frage. Seit ich mich in Vorbereitung auf die Studie mit dem Thema internetunterstütztes Lernen beschäftige, bin ich leicht infiziert. Das Web 2.0 war im Vergleich zum Web 1.0 zwar ein großer Schritt. Schaut man sich allerdings die Wissenstreppe nach Noth an, so haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Wir stehen jetzt auf der Schwelle zwischen Information und Wissen und haben somit noch die Stufen Können, Handeln und Kompetenz vor uns. Diesen Weg möchte ich gerne intensiv begleiten und so Personen und Unternehmen dabei unterstützen, mit Hilfe des Internets ihre Potenziale zu entwickeln und  die eigenen Kompetenzen zu erweitern. Hierzu habe ich einige Ideen, aber über die konkrete Umsetzung mache ich mir erst nach Abschluss der Studie Gedanken.

Vielen Dank für das ausführliche Interview und viel Erfolg bei der Studie.

Ãœber den Autor der Studie:

Stefan Holhut ist verantwortlich für die Trainerstudie 2012, die er im Rahmen seines Studiums zum Master der Wirtschaftspsychologie im Schwerpunkt Training und Coaching durchführt. Nach seiner Ausbildung zum IT-Systemkaufmann absolvierte er verschiedene Weiterbildungen im Projekt- und Servicemanagement und ein Fernstudium der Betriebswirtschaft im Schwerpunkt Unternehmensführung und Wirtschaftsinformatik. Bereits im Alter von 26 Jahren trat er seine erste Führungsposition an. Seither beschäftigt ihn die Frage, wie Menschen ihre Potenziale am besten entfalten und so ein begeistertes Leben führen können. Zur Beantwortung dieser Fragestellung nutzt er neben den Erkenntnissen der Wirtschaftspsychologie und  Betriebswirtschaft eigene praktische Erfahrungserkenntnisse und sein Interesse an den Forschungsergebnissen der Neurobiologie. Weitere Infos zum Autor finden Sie unter potential-entwickler.net.